Zu den Plänen der Piratenpartei, einen „Runden Tisch“ mit allen betroffenen Akteuren zum Urheberrecht einzuberufen, erklärt der rechtspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Burkhard Lischka:
„Zum jetzt von der Piratenpartei vorgeschlagenen „Runden Tisch“ zum Thema Urheberrecht und Internet kann man nur feststellen: Langsam wurde es auch Zeit, dass die Piraten anfangen, sich konstruktiv Gedanken zu dieser Problematik zu machen! Bei der SPD gibt es einen solchen „Runden Tisch“ schon seit fast zwei Jahren. Allerdings mutet es schon verwunderlich an, dass Vertreter der Piraten jahrelang für eine Kostenloskultur im Internet eintreten und sich nun plötzlich als der eigentliche Beschützer der Interessen von Kreativen und Künstlern hinstellen.
Heyho, Ihr solltet bei Pressemitteilungen auch immer auf die Seiten verlinken, die eure Aussagen belegen. Sonst liest sich das noch so, als wäre das eine unreflektierte Meinungsmache a la SPD.
Nichts verstanden liebe SPD… Die Piraten gibt es seit 2006 und spätestens seit 2009 gibt es die Forderung nach Reform des Urheberrechts, mehr Mitbestimmung und Einschränkung des Lobbyismus. Nur hatte die SPD die Piraten damals einfach nicht auf den Schirm und kannte unsere Positionen nicht. Ohne die Piraten würde das Thema Urheberrecht heute noch kein politisches Thema sein.
Sehr geehrter Herr Lischka,
wenn es diesen “Runden Tisch” seitens der SPD schon seit zwei Jahren gibt, frage ich mich doch, warum es trotzdem keine Ergebnisse gibt. Nur Symbolpolitik oder kein Interesse, die Urheber (und nicht die Verwerter) zu unterstützen?
Es stimmt mich übrigens betrübt, wenn ein intelligenter Mann wie Sie die Mär von einer “Alles umsonst!”-Forderung noch mit reproduzieren. Entweder ist das Unwissenheit – Sie haben die Forderungen nie selbst gelesen und wiederholen nur vorgefilterte Worte – oder Absicht. Beides beschädigt Ihre Glaubwürdigkeit als Politiker und das Vertrauen der Wähler in Sie.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Magnus
Piratenpartei Sachsen-Anhalt
Komisch… ich habe das Thema Urheberrecht bei der SPD in den letzten 2 Jahren nicht wirklich wahrgenommen bzw. erkennen können, dass sie an einer öffentlichen Diskussion interessiert ist, dass ist nämlich was der Bürger will und nicht, dass sie mit irgendwelchen Künstlern, aber vor allem auch mit Verwerten irgendwo im Hinterzimmer sitzen.
Ich kenne keinen Piraten-Kollegen, der sich für eine “Kostenloskultur” eingesetzt hätte. Aber viele, die sich für eine Stärkung von Kreativen einsetzen.
Diese verbreitete Fehleinschätzung basiert wahrscheinlich darauf, dass sich Piraten für ein möglichst direktes Vergütungsmodell von Kreativen einsetzen, was natürlich eine Menge von Zwischenhändlern (Rechteverwerter) überflüssig machen würde.
Aber das ist nunmal der Lauf der Zeit. Berufe werden überflüssig, sei es der Scherenschleifer oder der Eislieferant (zum Kühlen, nicht Speiseeis), wenn die Technik fortschreitet.
Auch der Tapeten-Großhandel sieht es nicht gerne, wenn Leute ihre Tapeten direkt beim Hersteller kaufen, statt an Groß- Zwischen- und Einzelhändler noch einen “Wegzoll” abzutreten.
Man sollte nie vergessen: Das Ziel des Urheberrechts ist die Verbreitung von Wissen und Kultur (das erste Urheberrechtsgesetz der Welt fängt so sogar im Titel an: Ein Gesetz zur Förderung der Wissenschaft…).
Das gewählte Mittel ist die Vergütung des Schaffenden durch verwertbare (und verkaufbare) Monopolrechte.
Rechteverwerter in Form von Dritten sind da nichts weiter als ein mehr oder weniger notwendiges Übel – und in vielen Bereichen dank der neuen technischen Möglichkeiten der letzten Jahrzehnte eben weniger notwendig.
Aber warum lassen wir uns egientlich von diesem immer weiter an Bedeutung verlierenden Wirtschaftszweig eigentlich unsere in Jahrhunderten mühsam (und oft blutig) erstrittenen Bürgerrechte immer weiter einschränken?
Vor einem Jahrhundert wäre auch kein Eisverkäufer auf die Idee gekommen, von jedem Kühlschrankhersteller eine Abgabe aufgrund eines “Eiseskälteleistungsschutzrechtes” zu fordern…
Bei der Wahl zwischen dem Fortbestand eines bestimmten Geschäftsmodells und dem Fortbestand unserer Bürgerrechte wähle ich auf jeden Fall die Bürgerrechte.
Sehr geehrter Herr Lischka,
ich begrüße Ihr Interesse und Ihren Einsatz für das Thema Urheber- und Leistungsschutzrecht.
Jedoch bin ich ein wenig irritiert über Ihren hier veröffentlichten Kommentar.
Ich konnte leider bei einer schnellen Google-Suche keine Hinweise auf den von Ihnen erwähnten runden Tisch der SPD finden. Eventuell können Sie dazu vorhandene Protokolle, Teilnehmerlisten und Ergebnisse an dieser Stelle verlinken um so einen Einblick in die Arbeitsweise und die Ergebnisse zu ermöglichen.
Sie schreiben eingangs: „Langsam wurde es auch Zeit, dass die Piraten anfangen, sich konstruktiv Gedanken zu dieser Problematik zu machen!“. Wieso sind Sie der Meinung, dass es ohne einen runden Tisch bisher noch keine „konstruktiven Gedanken“ zu dem Thema in der Piratenpartei existieren? Auch frage ich mich, an welcher Stelle die besagte „Kostenloskultur“ gefordert wird?
Ich freue mich auf weitere konstruktive Beiträge der SPD zum Thema und stelle fest, dass Ihre Partei sich anscheinend langsam der zentralen Bedeutung dieser Frage für das 21.Jahrhundert bewusst wird.
Mit freundlichen Grüßen
Martin Müller
Pirat
PS: Ich finde es sehr schade, nicht an allen Stellen des Erscheinens dieser Erklärung, kommentieren zu können.
PPS: Gibt es einen besonderen Grund für die Verlinkung des Kommentars im Bereich Landespolitik, wenn es sich doch um ein Bundesthema handelt?
Hallo!
Ich bin selbst Musiker & möchte gern an besagtem Runden Tisch teilhaben können, bzw mehr zur Haltung der SPD zu diesem Thema erfahren.
Wo bekomme ich mehr Informationen dazu?
MfG
Sehr geehrte Diskutanten,
in Bezug auf meine Kritik, dass die Piratenpartei für eine “Kostenloskultur” im Netz eintritt, möchte ich auf zwei Punkte verweisen:
1. Wer wie der Piratenparteipolitiker und selbsterklärte Urheberrechtsexperte Andreas Popp das Recht auf geistiges Eigentum leugnet sowie das Vorgehen gegen einen kriminellen Internetunternehmer wie Kim Schmitz in einer Pressemitteilung derart heftig kritisiert, handelt sicherlich nicht im Interesse der Künstler und Kreativen.
2. In einem Streitgespräch zwischen dem Musiker Jan Delay und dem Piratenparteipolitiker Christopher Lauer im gestrigen Spiegel wird die Unterstützung der Piraten für eine Art “Kostenloskultur” im Netz mehr als deutlich – Herr Lauer gibt selbst offen zu, dass er kostenlose Tauschbörsen selbst nutzt und sie für absolut legitim hält.
Unter Anderem diese zwei Beispiele lassen mich zu dem Schluss kommen, dass zumindest ein entscheidender Teil der Piratenpartei nicht im Sinne der Künstler und Kreativen handelt, sondern vielmehr für eine “Kostenloskultur” im Netz eintritt.
Mit freundlichen Grüßen
Burkhard Lischka, MdB
“Allerdings mutet es schon verwunderlich an, dass Vertreter der Piraten jahrelang für eine Kostenloskultur im Internet eintreten und sich nun plötzlich als der eigentliche Beschützer der Interessen von Kreativen und Künstlern hinstellen.”
Hihi, so ein Unsinn. Die Piraten setzen sich seit ihrer Gründung dafür ein, die Rechte der Künstler den Verwertern gegenüber zu stärken. Diese Tatsache wird nur in der Öffentlichkeit konsequent ignoriert.