(Hamburg/Aschersleben) Viele kümmern sich um das Thema erst, wenn es fast zu spät ist: Welches Pflegeheim ist das richtige? Wo geht es meinen Eltern und Großeltern gut? Wer für einen Angehörigen einen Platz und qualifizierte Hilfe benötigt, ist oft auf sich allein gestellt.
Es fehlt an unabhängiger Beratung. Der neue Prüfbericht des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen hat festgestellt, dass es bei der Pflege von älteren und bedürftigen Menschen in vielen Bereichen nach wie vor große Missstände gibt. Etwa jeder dritte Pflegebedürftige bekommt demnach nicht angemessen zu essen oder zu trinken, mehr als 35 Prozent der Heimbewohner und etwa 42 der Pflegebedürftigen zu Hause werden nicht oft genug umgebettet. Ein unzureichender Pflegezustand wurde, so die Untersuchung, bei jedem zehnten Heimbewohner und gut 5 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause festgestellt. Das sind alarmierende Zahlen.
Ich finde es gut und wichtig, dass die SPD und die Bundesgesundheitsministerin darauf reagieren. Eine Pflegereform ist fällig – und wir stehen dafür, dass sie sozial gerecht ausfällt. Auch die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte, die oft für wenig Geld eine große Leistung erbringen, müssen verbessert werden – viele müssen unter einem enormen Zeitdruck ihre Arbeit machen. Betroffene und Angehörige fühlen sich oft überfordert und allein gelassen.
Altengerechte und bezahlbare Wohnungen fehlen. Die Heimaufsicht in Hamburg zum Beispiel verfügt über nur 12 Mitarbeiter für die gesamte Stadt, darunter Teilzeitarbeitskräfte: Die kompetente Aufsicht muss also verstärkt, die Bemühungen der Heime um mehr Qualität müssen unterstützt werden.
Ein “Pflege-TÜV” muss die Pflegesituation in den Heimen anhand klarer Qualitätsmerkmale prüfen und jährlich berichten. Dann werden die Heime, ähnlich wie die Krankenhäuser, anhand ihrer Qualitätsberichte für die Nutzer vergleichbar. Neue Pflege-Stützpunkte sollen nach meiner Vorstellung vor Ort die Betroffenen und ihre Angehörigen unabhängig und kompetent beraten.
In Hamburg ist von der CDU zu diesem Thema nichts zu hören. Die letzte große Maßnahme des Senats im Bereich der Pflege war die Privatisierung der städtischen Heime von pflegen & wohnen. Doch in einer solidarischen und anständigen Gesellschaft müssen alle dafür sorgen, dass gerade den älteren Bürgerinnen und Bürgern, die krank sind oder täglicher Pflege bedürfen, die Fürsorge zukommt, die sich die Jüngeren für ihr eigenes Alter wünschen.
Zum Autor:
Michael Naumann ist Spitzenkandidat der SPD zur Bürgerschaftswahl 2008 in Hamburg.